Meine Erfahrung mit Ayahuasca
Ayahuasca. Indigenes & pflanzliches Heilmittel für viele alle Arten von psychischen und physischen Krankheiten. In vielen Ländern in Südamerika gilt Ayahuasca als Kulturgut. Bei uns hier in Deutschland fällt der bewusstseinserweiternde Pflanzensud aufgrund der enthaltenen Substanz Dimethyltripthamin unter das Betäubungsmittelschutzgesetz und ist verboten. Ayahuasca werden unzählige Heilungseffekte zugesprochen. Doch was ist wirklich dran? Da ich selbst lange Zeit von Depressionen und Angststörungen betroffen war, habe ich mich dazu entschlossen mich auf diese Reise zu begeben und freue mich riesig, meine Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich durch und mit Ayahuasca gemacht habe, hier auf meinem Blog mit dir teilen zu können.
Inner Flight Retreat, Costa Rica - Ankunft in Cahuita im Februar
Es ist bereits dunkel, als ich vor den großen hölzernen Pforten des Samasati Wellness Resorts in Cahuita, im Süden von Costa Rica stehe. Ist das wirklich wahr? Besuche ich hier gerade wirklich ein einwöchiges Ayahuasca Retreat Center in Costa Rica, dass ich einfach über eine (damals) wildfremde Person auf Instagram gebucht habe? Anscheinend schon....Verrückt.
Ich werde vor diesen riesigen Pforten von einem Geländewagen abgeholt. Dann geht es bergauf ca. fünf Kilometer tief in den Dschnungel, abseits der Zivilisation. Der Weg bergauf bis zum Resort ist total mystisch. Die Geräusche der Insekten und Tiere des Dschungels, die riesigen Bäume, Pflanzen und deren Blätter rauben mir jetzt schon den Atem. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch absolut keinen Schimmer, dass diese Reise mein Leben tiefgründig verändern wird. Oben angekommen, treffe ich zum ersten mal auf Sandra. Sie und ihr Mann sind die Veranstalter des Inner Flight Retreats. Direkt fühle ich ihre herzliche und liebevolle Art und mir wird bewusst: Hier bin ich genau richtig. Zur richtigen Zeit & am richtigen Ort .
Für Ayahuasca interessierte ich mich zum damaligen Zeitpunkt schon seit ca. drei Jahren. Immer wieder mal habe ich mir verschiedene Dokumentationen und Filme angeschaut, in welchen Menschen berichteten, schwere psychische und körperliche Krankheiten mit Ayahuasca geheilt zu haben und dass Ayahuasca ihr Leben komplett verändert hätte. Psychedelische Substanzen faszinierten mich schon lange, allerdings hatte ich immer Angst davor. Vor allem Angst, die Kontrolle zu verlieren und einen veränderten Bewusstseinszustand zu erleben.
Als ich im Oktober 2021 wieder einmal tief an meinem Leben und der ganzen Welt gezweifelt habe, ich wieder einmal in ein Loch aus Traurigkeit und Verzweiflung gefallen bin, scrollte ich durch Instagram und stieß auf Sandras Account. Ich sah Ihre Beiträge über Ayahuasca und die Informationen zum Retreat. Mein Bauchgefühl, sagte mir direkt: Der Zeitpunkt ist gekommen. Und das war er. Heute bin ich so unfassbar froh darüber, auf meine Intuition und nicht auf meine Angst gehört zu haben.
Das Retreat
Innerhalb des Retreats wurden neben drei Ayahuasca Zeremonien, auch zwei Kambosessions, eine Kakao und eine Rapézeremonie veranstaltet. Zudem gab es auch verschiedene energetische Reinigungen mit Blumenbädern und Entgiftungseinheiten im Temazcal ( einer Outdoor Sweat Lodge), sowie 1:1 Coachings und Yogaeinheiten.
Untenstehend findest du eine Übersicht über die einzelnen Tagesabläufe.
Als Entspannungsurlaub kann man diese Art von Retreat jedenfalls nicht bezeichnen, eher im Gegenteil. Das war eine Woche harte, tiefe innere Arbeit. Aber es hat sich mehr als ausgezahlt. Immer noch bin ich so fasziniert von der Professionalität und dem Wissensspektrum des ganzen Teams & der Schamanen, Francisco Ventura Garcia und seiner Tochter Tessy.
Was ist Ayahuasca überhaupt?
Ayahuasca besteht aus der Banisteriopsis caapi Pflanze ( Dschungelliane) und aus der Chacruna Pflanze (Psychotria Viridis), die beide zusammen zu einem Pflanzensud aufgekocht werden. Die Chacruna Pflanze beinhaltet das Dimethyltrypthamin, kurz DMT , welches dafür sorgt, dass wir bewusstseinsveränderte Zustände erfahren können. DMT wird übrigens auch bei unserer Geburt, unserem Tod und geringfügig wenn wir schlafen oder tief meditieren ausgeschüttet. Es ist eine natürliche halluzinogene wirkende Substanz. Die Liane sorgt durch die enthaltenen Monoaminoxidase (MAO) Hemmer dafür, dass wir dieses DMT der Chacruna Pflanze überhaupt durch unseren Magen aufnehmen können und das DMT die Blut-Hirn Schranke passieren kann. Ohne diese MAO Hemmer würde das DMT direkt in unserem Magen durch bestimmte Enzyme zersetzt werden und es würde keine Wirkung eintreten.
Ayahuasca gilt in einigen südamerikanischen Ländern als Kulturgut. Indigene Stämme nutzen den Pflanzensud seit Jahrhunderten von Jahren , um die verschiedensten körperlichen und psychischen Krankheiten von Erwachsenen und Kindern zu heilen.
Welche positiven Effekte hat Ayahuasca?
erweiterte Bewusstseinszustande, die uns auch dabei helfen, oft jahrelang unterdrückte Emotionen aufzulösen
energetische und körperliche Reinigung ( hier kommt es oft zum sogenannten " Ayahuasca Purge", was aber nicht bedeutet, dass man das Abendessen von Vortag erbricht, sondern dass sich energetische Blockaden, Ängste und angestaute Emotionen lösen).
hilft bei Depressionen
hilft bei Angst - und Panikstörungen
hilft bei der Heilung körperlicher Krankheiten jeglicher Art
hilft bei der Behandlung von Suchtkrankheiten jeglicher Art ( Drogen, Verhaltensmuster, etc. )
hilft bei der Suche nach sich selbst
Aktivierung der Zirbeldrüse (drittes Auge)
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Bestimmten Personengruppen mit schweren psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Schizophrenie oder starken Psychosen wird im Allgemeinen davon abgeraten, psychedelische Substanzen zu konsumieren.
Auch Personen mit Herz- Kreislauferkrankungen sollten vor dem Gebrauch in jedem Fall einen Arzt konsultieren.
ca. zwei Wochen vor einer Ayahuasca Zeremonie ist es wichtig eine strikte spezielle Diät einzuhalten und auf Alkohol und Drogen, sowie auf Medikamente zu verzichten. Gerade bei der Einnahme dem Konsum von Alkohol, Drogen oder der Einnahme von Medikamenten (wie z. B Antidepressiva) vor oder während einer Ayahuasca Zeremonie besteht ein sehr hohes gesundheitliches Risiko.
Wie war also meine Erfahrung mit Ayahuasca?
Vorab möchte ich hierzu sagen, dass jede Erfahrung individuell ist. Ich persönlich rate dir davon ab, falls du dich dazu entscheiden solltest eine Ayahuasca Zeremonie oder ein Retreat zu besuchen, unmengen an Erfahrungsberichten durchzulesen. Dies erweckt oft falsche Erwartungen und Vorstellungen. Dabei ist es so wichtig, ohne eine bestimmte Erwartungshaltung eine Zeremonie zu besuchen.
Egal wie oft man Ayahuasca trinkt, es ist jedes mal wie das erste mal und immer unterschiedlich. Jeder macht andere Erfahrungen.
Nun aber zu meiner Erfahrung:
Am Tag der ersten Zeremonie, war ich unfassbar aufgeregt. Besonders in den letzten Stunden davor. Mir gingen tausende von Gedanken durch den Kopf. Was, wenn ich von meinem Trip nicht zurück komme, was, wenn etwas schlimmes passiert oder ich eine "schlimme" Erfahrung mache. Also besser gesagt: mein Ego wehrte sich mit aller Kraft davor, die Kontrolle zu verlieren. Das war ganz schön anstrengend. Die Zeremonien fingen immer erst um 22.00 Uhr an. Nach einer längeren Gesprächsrunde tranken wir gegen ca. 23.30 dann Ayahuasca. Es wurden alle Lichter im Maloka ausgeschaltet und dann liegt man im Dunklen auf seiner Matratze und wartet bis es endlich losgeht. Dieses Warten - für mich als damaliger Angst -und Panikpatient - der Horror. In einem stillen Raum mit 25 anderen Personen - im Dunklen - der Horror. Ich versuchte mich also so gut es ging durch meine Atmung zu beruhigen.
Nach circa vierzig Minuten merkte ich, wie sich langsam meine Wahrnehmung verändert. Alle Geräusche kamen mir viel lauter und intensiver vor. Das überforderte mich zu Beginn etwas. Auch sah ich mit geschlossenen Augen geometrische Muster. Allerdings hielt dies nicht lange an und nach ca. 30 Minuten war ich wieder ganz normal. Als das Team nachfragte, wer noch nichts spürt, entschied ich mich dazu einen zweiten Cup zu trinken - denn ich war schließlich für diese Erfahrung hier.
Und dann ging alles schneller als gedacht... Wenn ich heute zurück denke, war es wohl doch nicht so, dass der erste cup nicht mehr gewirkt hat.... :-)
Es stellte sich schnell ein Gefühl von tiefer Verbundenheit mit allem um mich herum ein. Es war, als ob alles um mich herum miteinander verschmelzen würde. Pflanzen, Tiere, Wände, die anderen Personen im Raum - einfach alles. Kurz darauf löste ich mich von meinem Körper und flog wie durch einen Tunnel aus Regenbogenfarben durch andere Dimensionen. Anfangs verspürte ich durch dieses "losgelöst" sein, ein Gefühl von völliger Freiheit und konnte gar nicht fassen, dass so ein Zustand möglich ist- kurz darauf bekam ich allerdings Angst und mir fiel es unglaublich schwer loszulassen und mich darauf einzulassen. Mir gingen Gedanken durch den Kopf, die komplette Kontrolle über mich selbst zu verlieren - was mir unglaublich Angst bereitete. Hier sieht man allerdings mal wieder, dass diese Angst nur im Kopf entsteht. Das Gefühl war eigentlich total schön, aber eben unbekannt und dann kamen die Gedanken die die Angst schnürten....Aber ja, das ist ein anderes Thema...
Durch meine Angst landete ich sozusagen in den tiefsten Schichten meiner Angst. Ich war in einem Kreislauf aus: Ich finde mich selbst - ich verliere mich wieder - gefangen. Es war, wie als ob jedes mal wenn ich die Angst beiseite lassen konnte, ich mich selbst fand und sobald ich aber nur einen Gedanken der Angst hatte ich mich wieder komplett verlor. Jedes Mal wenn ich mich aufgrund meiner Angst wieder verlor, war es als ob ich noch tiefer in ein dunkles Loch rutschen würde. Ich versuchte die Kontrolle zu behalten, indem ich versuchte meine Yogamatte unter mir zu spüren. Leider fühlte es sich jedes mal so an , als ob meine Hände mit der Yogamatte verschmelzen würden, sobald ich mich auf ihr abstützte. Auch, als ich zu meinem Eimer griff, hatte dieser eine ganz andere Form, sodass ich gar nicht wusste wo oben und unten war :D.
Nachdem ich aus diesem Kreislauf kaum noch herauskam, bat ich ein Teammitglied um Hilfe. Rey war sein Name. Er meinte Rapé ( indigener Schnupftabak, der durch ein Tepi durch die Nasenlöcher geblasen wird) würde mir gut tun. Ganz ehrlich - in diesem Moment dachte ich mir, ich habe keine Ahnung wie das funktionieren soll, da ich absolut kein Körpergefühl mehr hatte. Aber gut wir versuchten es - es brauchte einige Anläufe bis ich es schaffte, das Tepi zu meinem Nasenloch zu führen, aber irgendwann klappte es . Und tatsächlich - es half mich wieder etwas zu erden.
Ich kam nach und nach aus dem Kreislauf der Angst heraus und was sich dann einstellte war einfach nur wunderschön. Es war als ob Ayahuasca mir zeigte, wie stark ich bin. Ich dachte mir, dass wenn ich so einen Kreislauf durchlebt habe, ich wirklich alles schaffen kann. Ein Gefühl von unfassbarer Dankbarkeit und Selbstliebe durchströmte meinen Körper. Das Gefühl, mit den richtigen Menschen genau am richtigen Ort zu sein löste so eine tiefe innere Zufriedenheit und nochmal: das Gefühl von tiefster Dankbarkeit in mir aus, so etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich konnte diese Dankbarkeit in Verbindung mit tiefer Heilung direkt in meinem Herzen spüren. Mir war sofort bewusst, Ayahuasca ist etwas besonderes. Ayahuasca ist nicht dafür da um einfach einen "coolen Trip" zu haben. Ayahuasca hilft uns, tief sitzende Traumata zu heilen. Ayahuasca lehrt uns, über unsere Ängste hinauszuwachsen und dass wir so viel mehr sind, als unsere Gedanken mit denen wir uns so oft identifizieren.
Das war also meine erste Ayahuasca - Zeremonie. Während des Retreats folgten zwei weitere Zeremonien, in welchen ich eine tiefe Heilung erfahren durfte. Ich erinnere mich noch sehr gut an die dritte und letzte Zeremonie.
Es war, als ob all meine Trauer und Traurigkeit über meinen Körper hinausfließen würde, das war nicht grade angenehm aber gleichzeitig auch befreiend. Innerhalb dieser Zeremonie erzählte mir Sandra, dass sie im Sommer nach Peru gehen werden, um eine "Master Plant Dieta" zu machen. Sozusagen ein Training mit verschiedenen Pflanzen in Kombination mit Ayahuasca. Für mich stand direkt fest: Ich muss das machen - ich habe keine andere Wahl. Ich war einfach so fasziniert von diesem unglaublichen Heilungspotenzial und auch davon, welche Veränderung dadurch in Menschen und in der Welt bewegt werden kann.
Wie erging es mir nach dem InnerFlight Retreat?
Eine Frage, die für mich gar nicht so einfach zu beantworten ist. Wochenlang habe ich mich gefragt, ob ich das wirklich alles erlebt habe, weil es einfach so eine unglaublich tolle und außergewöhnliche Erfahrung war. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zur Natur und war unfassbar dankbar für all die Menschen, die ich auch während dieser Zeit kennengelernt habe. Für eine Woche waren wir wie eine große Familie, die sich gegenseitig bei Ihren innerlichen Prozessen unterstützt hat. Und genau das, fehlte mir hier, wieder zuhause in Deutschland so sehr. Daher waren die ersten Wochen zurück in Deutschland extrem anstrengend für mich. In den ersten Tagen wollte ich einfach nur zurück. So schwierig, war es für mich bisher noch nie aus einem "Urlaub" zurückzukommen. Zudem kam ein innerer Kampf zwischen meiner Intuition, die mir sagte: Schmeiß dein Studium hin, flieg in den peruanischen Dschungel und mache eine einmonatige Master Plant Dieta und meinem Kopf der mir sagte: Du kannst auf gar keinen Fall dein Studium hinschmeißen, was ist mit deiner Wohnung ...blabla... hinzu. ZUM GÜCK entschied ich mich wieder dazu, auf meine Intuition zu hören. Halleluja. Und es ergab sich alles von selbst. Ich konnte meine Wohnung untervermieten und flog im Juni für drei Monate nach Südamerika.
Neben all dem, verspürte ich aber automatisch auch eine tiefere Verbindung zu mir selbst und zu meiner Intuition. Ich begann öfter, länger und tiefer zu meditieren. War oft im Wald und merkte, dass sich in mir etwas verändert. Vor dem Retreat verspürte ich öfters aus dem Nichts kommend eine Wut in mir aufsteigen. Ich hatte außerdem oft Tage, an denen ich morgens aufwachte und einfach nur zutiefst traurig war. All diese Verhaltensmuster verblassten nach ein paar Wochen vollständig. Auch fühlte sich mein ganzer Körper viel leichter an, damit meine ich, ich konnte fühlen wie manche schwer auf mir lastende Dinge von mir abgefallen sind, sowohl körperlich als auch mental.
Hinsichtlich Ayahuasca muss man dazu sagen, dass die Integration der Erfahrungen eine wesentliche Rolle spielt, um wirkliche Veränderungen im Leben zu bewirken. Es ist nicht so, dass man Ayahuasca trinkt und alle Probleme, Verhaltensmuster etc. werden aufgelöst - Leider :-) Aber so ist es ja mit allem.
Wir können so viele Ratgeber lesen wie wir wollen, wenn wir nicht in die Umsetzung kommen, war es meistens nicht mehr als verschwendete Zeit.
Wenn wir uns wirklich eine Veränderung im Leben wünschen - dann können wir das nur bezwecken, indem wir auch wirklich bereit sind selbst aktiv etwas zu verändern, unsere Komfortzone zu verlassen und über unsere Ängste hinausgehen.
“There is no coming to consciousness without pain. People will do anything, no matter how absurd, to avoid facing their Souls. One does not become enlightened by imagining figures of light, but by making the darkness conscious.” – Carl Gustav Jung
Ich hoffe dir hat dieser Artikel gefallen und freue mich über einen Kommentar. <3
Falls du Fragen hast, kontaktiere mich jederzeit gerne.
Alles Liebe
Marcella
*Hier kannst du dir noch ein paar Bilder anschauen:
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